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Legionellen & Temperatur: Droht uns eine Gefahr durch Energiesparen? 

Die Energiekrise hat uns derzeit fest im Griff. Verknappung und Preiserhöhungen führen dazu, dass ein Umdenken notwendig und das Thema Energiesparen in aller Munde ist. Dabei ist neben dem Absenken der Raumtemperatur auch das Reduzieren der Warmwassertemperatur Thema. 

Doch in diesem Zusammenhang ist Vorsicht geboten: Denn niedrigere Temperaturen beim Warmwasser begünstigen das Wachstum von Legionellen. Sehen wir uns das Ganze ein wenig genauer an! 

In diesem Beitrag erfahren Sie, …

  • … was Legionellen eigentlich sind, 
  • … welche Temperaturen Legionellen bevorzugen, 
  • … wie sich Legionellen nachweisen und vermeiden lassen, 
  • … welche Probleme das Energiesparen in Bezug auf Legionellen mit sich bringt
  • … und wie sich die Vermeidung von Legionellen und das Sparen von Gas und Strom miteinander verbinden lassen. 

Inhalt dieses Artikels

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Aktualisiert am: 06.03.2023

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Was sind Legionellen und woher kommen Sie? 

Legionellen sind Bakterien, die im Süßwasser vorkommen und sich in unseren Wasserleitungen unter bestimmten Bedingungen vermehren. Sie kommen von Haus aus im Trinkwasser vor, allerdings für gewöhnlich in unbedenklichen Konzentrationen

Die Bakterien fühlen sich vor allem in warmem, stehendem Wasser pudelwohl. Im Temperaturbereich von 20 bis 55 °C können sich Legionellen schnell auf eine gesundheitlich bedenkliche Konzentration vermehren. Ab 60 °C wachsen sie nicht mehr und ab 70 °C sterben Legionellen ab. 

Ein Legionellenbefall kann unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen. Das größte Risiko besteht bei der sogenannten Legionärskrankheit – einer schweren Form der Lungenentzündung. Dabei ist das Problem nicht das Trinken von legionellenbelastetem Trinkwasser. Denn problematisch ist das Einatmen der bakterienhaltigen Wassertropfen. Dies passiert zum Beispiel beim Duschen, durch Whirlpools, Klimaanlagen oder Luftbefeuchter. 

Laut dem European Centre for Disease Prevention and Control sind im Jahr 2020 in Deutschland 1263 Personen an Legionellose erkrankt 1. Deutschland verzeichnete nach Italien, Spanien und Frankreich damit die meisten Fälle. Man geht hier aber von einer recht hohen Dunkelziffer aus. 

Sie möchten mehr über Legionellen im Allgemeinen erfahren? Dann lesen Sie unseren Ratgeber zum Thema.

Zum Ratgeber über Legionellen im Wasser

Legionellen nachweisen

Sie können Legionellen mit freiem Auge nicht erkennen, da sie farb- und geruchlos sind. Der einzige Weg, Legionellen nachzuweisen, ist die Wasserqualität testen zu lassen

Dabei gilt grundsätzlich: Der Vermieter MUSS das Wasser auf Legionellen überprüfen lassen und der Mieter KANN das Wasser auf Legionellen überprüfen. Genauer gesagt: Eigentümer von Mehrfamilienhäusern ab 3 Familien (man spricht hier auch von Großanlagen) sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Wasserinstallationen alle drei Jahre auf Legionellen überprüfen zu lassen 2. Ein- und Zweifamilienhäuser sind von dieser Regel ausgenommen. 

Im Zuge dieser Überprüfung werden eine bzw. mehrere Wasserproben von zugelassenen Untersuchungsstellen entnommen und ins Labor geschickt. In der deutschen Trinkwasserverordnung ist für Legionellen der technische Maßnahmenwert von 100/100ml festgelegt 3. Dieser Wert darf nicht überschritten werden. 

Außerdem muss bei Großanlagen sichergestellt werden, dass beim Speicherausgang eine Temperatur von 60 °C vorliegt und das Wasser im gesamten System nicht unter 55 °C fällt. Bei Kleinanlagen gibt es keine derartigen Regelungen, es wird allerdings empfohlen, sich hier ebenfalls an die Regelungen für Großanlagen zu halten. 

Legionellen vermeiden

Mit einigen wenigen Maßnahmen können Sie sich vor Legionellen schützen. Diese beziehen sich vor allem darauf, Stagnationswasser zu vermeiden und eine Mindesttemperatur zu gewährleisten. 

So gehen Sie vor, um Legionellen zu vermeiden: 

  • Nutzen Sie Wasserleitungen regelmäßig und vermeiden Sie so Stagnationswasser.
  • Lassen Sie nach längerer Abwesenheit die Wasserhähne etwa eine Minute laufen, bevor Sie das Wasser verwenden. 
  • Meiden Sie Totstränge im Wassersystem.
  • Stellen Sie eine Mindesttemperatur von 55 °C im gesamten System sicher.
  • Lassen Sie Warmwasser auf mindestens 60 ° C erhitzen.

Tipp: Mit einem geeigneten Wasserfilter können Sie auf Nummer Sicher gehen und sich vor einer Infektion mit Legionellen schützen. Dies macht vor allem an jenen Entnahmestellen Sinn, bei denen es zu einer Vernebelung des Trinkwassers kommt – beispielsweise in Duschen. 

Energie und Gas sparen: ein Risiko für Legionellen? 

Die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation machen es notwendig, in Sachen Energieversorgung umzudenken und energiesparende Maßnahmen einzuleiten. Doch in Bezug auf Legionellen ist dies nicht ganz ungefährlich

Energieeinspar-Verordnungen [Stand Oktober 2022]

In Deutschland sind am 1. September bzw. 1. Oktober 2022 zwei Energiespar-Verordnungen in Kraft getreten 4. Sie umfassen zahlreiche kurz- sowie mittelfristig wirksame Maßnahmen, die Privatpersonen, Unternehmen und öffentliche Gebäude gleichermaßen betreffen. 

Hier ein kurzer Auszug aus dem Maßnahmenkatalog: 

  • Unternehmen müssen wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen umsetzen. 
  • In Betrieben wurde die Mindesttemperatur in Räumen mit überwiegend sitzender Tätigkeit auf 19 °C verringert. Unternehmen können die Temperatur also ohne weiteres herunterdrehen. 
  • Öffentliche Gebäude werden nur mehr bis maximal 19 Grad beheizt. Durchgangsbereiche werden gar nicht mehr geheizt, außer es gibt sicherheitstechnische Gründe dafür.
  • Klauseln im Mietvertrag, die eine Mindesttemperatur zur Vorbeugung von Schimmel oder Frost verlangen, werden vorübergehend außer Kraft gesetzt. 
  • Gasversorger sowie Eigentümer müssen Kunden bzw. Mieter frühzeitig über den erwarteten Energieverbrauch, dessen Kosten sowie Einsparmöglichkeiten informieren.
  • Für Heizungen, die mit Erdgas betrieben werden, besteht eine Heizungscheckpflicht. Ebenso ist ein verpflichtender hydraulischer Abgleich durchzuführen. 

Eine ebenso diskutierte Maßnahme – sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Bereich – ist das Herunterfahren der Warmwassertemperatur. Doch genau hier kommen die Legionellen ins Spiel: 

Legionellen: Temperatur & Heizungen

Aus Sicht des Energiesparens wäre es am besten, die Warmwassertemperatur auf 35–45 °C abzusenken. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn ist das Warmwasser zu kalt, fördert dies das Wachstum von Legionellen. 

Das Umweltbundesamt spricht sich klar gegen ein Absenken der Warmwassertemperatur aus 5. Denn das Risiko eines Legionellenbefalls würde sich dadurch zu stark erhöhen. Boiler bzw. Warmwasserspeicher sollen daher weiterhin eine Temperatur von 60 °C sicherstellen. Wärmer muss es allerdings nicht sein, denn das würde unnötig viel Energie verschwenden. 

Weniger Probleme bestehen bei Durchlauferhitzern, denn hier wird kein Wasser gespeichert. Das Wasser gelangt erst in den Durchlauferhitzer und wird dort erwärmt, wenn der Konsument den Wasserhahn aufdreht. Dadurch entsteht kein Stagnationswasser und somit besteht automatisch weniger Gefahr für einen Legionellenbefall.

Legionellen vermeiden trotz Energiesparen: bisherige Ansätze

In der Vergangenheit wurden vordergründig zwei Verfahren diskutiert, um das Energiesparen und das Vermeiden von Legionellen miteinander zu vereinen: Legionellenschaltungen und chemische Desinfektion. Doch beide Verfahren werden vom Umweltbundesamt stark kritisiert 6.

Legionellenschaltungen heizen den Warmwasservorrat periodisch auf ca. 60 °C auf. Dies geschieht in bestimmten Intervallen – beispielsweise einmal täglich – für einige Minuten. In der restlichen Zeit kühlt das Wasser wieder ab. Laut UBA ist dies aus mehreren Gründen nicht sinnvoll. 

Zum einen benötigt es mindestens 70 °C, um Legionellen vollständig abzutöten. Sind Leitungen bereits kontaminiert, schränken Legionellenschaltungen lediglich das Wachstum ein, töten die Bakterien jedoch nicht ab. Außerdem besteht das Risiko, dass die Legionellen mit der Zeit eine Temperaturresistenz entwickeln und so selbst bei 60 °C weiterhin wachsen. Zum anderen schaffen die Hausinstallationen die notwendigen 70 °C auf Dauer meist nicht, ohne bleibende Schäden davonzutragen. 

Eine andere Option, um Legionellen trotz niedrigerer Wassertemperaturen zu vermeiden, ist die chemische Desinfektion, zum Beispiel mittels Chlor. Doch auch diese Variante bleibt nicht ohne Kritik, denn durch Chlor-Nebenprodukte entsteht ein zu hohes Risiko für Mensch und Umwelt.

Balance zwischen Energiesparen und Legionellen 

Es gilt: Temperaturen und Leistungen der Trinkwasseranlagen können zwar verringert werden, aber immer nur so weit, wie es aus hygienischer Sicht unbedenklich ist. Es muss jederzeit die Balance zwischen Energiesparen und Hygieneanforderungen gehalten werden! 

Neben dem Herabsenken der Wassertemperatur gibt es zahlreiche andere Methoden, die sich viel besser zum Energiesparen eignen und gleichzeitig Legionellen vermeiden 7.  

Energiesparen vs. Legionellen

Do’sDon’ts
✅ Trinkwasser-Erwärmer auf 60 °C einstellen❌ Warmwassertemperatur auf unter 55 °C herabsenken
✅ Kaltwasser unter 20 ° C halten❌ Zirkulationspumpen vollständig oder vorübergehend abschalten
✅ Hydraulischen Abgleich durchführen❌ Legionellenschaltungen installieren
✅ energieeffiziente Anlagentechnik einsetzen❌ Trinkwassererwärmung zeitweise oder komplett abstellen
✅ regenerative Energiequellen einsetzen
✅ ausreichende Dämmung der Wasserleitungen gewährleisten
✅ energiebewusste Nutzung der Trinkwasser-Installation
✅ Warmwasserbedarf senken
✅ unbenutzte Wasseranschlüsse vom Wassersystem komplett abtrennen

Legionellen: Temperatur vs. Energiesparen?!

In Zeiten wie diesen kommen wir nicht um das Thema Energiesparen herum. Es ist wichtig, dass hier alle an einem Strang ziehen und essenzielle Maßnahmen umsetzen. Dabei sollten und müssen wir jedoch zu keinem Zeitpunkt einen Kompromiss bei den Hygieneanforderungen unseres Leitungswassers eingehen. 

Etwaige Bestrebungen, die Warmwassertemperatur auf unter 55 °C zu reduzieren, sind derzeit nicht sinnvoll und werden stark kritisiert. Konzentrieren Sie sich daher auf andere energiesparende Maßnahmen und schützen Sie sich so vor einem Legionellenbefall aufgrund zu niedriger Temperaturen! 

Icon Frage und Antwort

FAQs zu Legionellen & Temperatur

Bei welcher Temperatur sterben Legionellen ab? 

Legionellen sterben bei einer Temperatur von 70 °C ab. Ab 60 °C findet bereits kein Wachstum mehr statt. 

Sind Legionellen auch im kalten Wasser? 

Die Vermehrung von Legionellen ist temperaturabhängig. Die Bakterien können sich erst ab einer Temperatur von 25 °C vermehren. Kaltwasser sollte daher immer unter 25 °C aufweisen, um einen Legionellenbefall zu vermeiden. 

Kann ich trotz Legionellenbefall duschen? 

Nein, bei einer hohen Belastung mit Legionellen sollten Sie nicht duschen! In einem solchen Fall müssen zunächst die betroffenen Leitungen von Fachpersonal desinfiziert und ggf. saniert werden.

Wie warm sollte das Wasser im Warmwasserspeicher sein? 

Das Wasser im Warmwasserspeicher sollte eine Temperatur von 60 °C aufweisen. Die Temperatur darf keinesfalls unter 55 °C fallen, denn dann erhöht sich das Risiko für Legionellenwachstum enorm. 

Hat jede Heizung eine Legionellenschaltung? 

Die meisten Heizungen verfügen heutzutage über eine Legionellenschaltung. Es gibt allerdings weiterhin einige Heizsysteme, die nicht über eine solche Schaltung verfügen. Die Sinnhaftigkeit dieser Art von Desinfektion ist allgemein sehr stark umstritten. 

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Quellenangaben