Rost im Leitungswasser: Gefährlich oder nicht?
Aus Ihrer Leitung kommt plötzlich braunes Wasser? Dann ist höchstwahrscheinlich Rost der Übeltäter. Die unappetitliche Farbe und der metallische Geschmack führen dazu, dass viele dieses Wasser nicht mehr trinken und denken, es ist ungesund. Doch stimmt das wirklich? Wir klären auf!
In diesem Ratgeber erfahren Sie,...
- … wie es überhaupt zu Rost im Trinkwasser kommt,
- … wie Sie Rostpartikel im Wasser erkennen,
- … welche Grenzwerte in Deutschland für Eisen im Trinkwasser vorliegen,
- … welche Gefahren braunes Leitungswasser mit sich bringt,
- … ob rostiges Wasser ein Grund zur Mietminderung ist
- … und was Sie gegen Rostwasser tun können.
Wie entsteht Rost im Trinkwasser?
Rost ist ein Korrosionsprodukt. Er entsteht durch die Oxidation von Eisen bzw. Stahl in Gegenwart von Wasser. Der Sauerstoff im Wasser reagiert mit dem Eisen der Leitungen, wodurch Eisenhydroxid entsteht, das sich an den Wänden der Rohre ablagert. Dieses Eisenhydroxid reagiert weiter mit dem Sauerstoff im Wasser und so bildet sich schlussendlich Rost. Ist die Rostbildung schon etwas fortgeschrittener, lösen sich die Rostpartikel und gelangen ins Wasser. Das Resultat ist ein braunes Leitungswasser.
Die Ursachen für Rost im Wasser sind vielfältig. Am häufigsten passiert dieser Prozess bei verzinkten Wasserleitungen aus Eisen oder Stahl. Denn über die Jahre hinweg nutzt sich die schützende Zinkschicht ab und wird abgetragen. Dadurch wird das darunter liegende Eisen freigelegt und das Rohr beginnt zu rosten. Ebenso anfällig sind alte gusseiserne Wasserleitungen oder Rohre aus gemischten Materialien.
Aber auch längere Stagnation oder hohe Temperaturen können die Rostbildung ankurbeln. Besondere Vorsicht ist bei einer Wasserversorgung über einen eigenen Brunnen geboten, denn auch das kann zu Rost im Wasser führen. Kurzzeitiges Rostwasser kann ebenfalls bei Wartungsarbeiten an den Trinkwasserrohren oder Druckschwankungen in den Leitungen auftreten.
Ursachen für Rost im Wasser
- schlecht verzinkte Stahlrohre
- natürliche Abtragung der Zinkschicht über die Zeit hinweg
- alte gusseiserne Wasserleitungen
- Rohre aus gemischten Materialien
- lange Stagnationsperioden
- hohe Temperaturen
- Wasserversorgung aus dem eigenen Brunnen
- Wartungsarbeiten an den Trinkwasserrohren
- Druckschwankungen in der Leitung
Wie erkenne ich Rostwasser?
Das zuverlässigste Erkennungsmerkmal von rostigem Wasser ist seine braune Verfärbung. Der einzige weitere Grund für braunes Wasser aus der Leitung ist nämlich eine hohe Konzentration an Mangan. Außerdem erkennen Sie Rostwasser am typischen metallischen Geschmack und unter Umständen unangenehmen Geruch.
Rost und andere Schwermetalle
Ist einmal Rost im Wasser, so besteht die Gefahr, dass durch die Korrosion auch andere Schwermetalle ins Trinkwasser gelangen. Das Problem: Im Gegensatz zu Rost kann dies durchaus gesundheitlich bedenklich sein. Besonders unerwünscht ist zum Beispiel eine hohe Bleikonzentration im Wasser. Für Säuglinge und Kinder ebenso gefährlich kann hochdosiertes Kupfer werden.
Rostiges Wasser: Grenzwerte in Deutschland
Die deutsche Trinkwasserverordnung regelt die Qualität unseres Leitungswassers 1. Sie führt unterschiedliche Grenzwerte an, die nicht überschritten werden dürfen und regelmäßig kontrolliert werden müssen. Darunter befindet sich auch das für Rostwasser verantwortliche Eisen. Dessen Grenzwert liegt bei 0,2 mg pro 1 Liter Wasser.
Dabei ist Eisen von Natur aus in unserem Leitungswasser enthalten. Ab 0,5 mg Eisen im Wasser kommt es allerdings zu geschmacklichen Veränderungen und der charakteristischen Braunfärbung 2. Die Ursache für diesen erhöhten Wert liegt meistens in den hauseigenen Rohrleitungen und nicht am allgemeinen Wasserversorgungsnetz.
Ist Rost im Wasser schädlich für die Gesundheit?
Prinzipiell ist rostiges Wasser nicht gefährlich, denn unser Körper scheidet das überschüssige Eisen einfach wieder aus. Es ist sogar ein wichtiges Spurenelement für den menschlichen Organismus. Der tägliche Bedarf liegt für erwachsene Menschen bei ca. 10-15 mg pro Tag und bei schwangeren Frauen sogar bei bis zu 30 mg täglich 3.
Gesundheitsgefährdend wird Eisen erst ab einer sehr hohen Dosierung, die rostiges Wasser im Regelfall nicht erreicht. Ein Überschuss wird in der Regel nur durch eine langfristige und nicht ärztlich angeordnete Einnahme von Eisenpräparaten erreicht 4. In einem solchen Fall besteht die Gefahr, dass sich das Eisen an Organen wie Leber, Milz oder Herz ablagert und dort Schäden verursacht.
Ist Rost giftig?
Rost im Wasser ist prinzipiell nicht giftig. Er hinterlässt lediglich eine unappetitliche rotbraune Verfärbung, einen unangenehmen Geruch sowie einen metallischen Geschmack. Rostiges Wasser kann jedoch unter Umständen ein Indikator für das Vorhandensein von gesundheitsschädlichen Schwermetallen, Keimen und Bakterien im Wasser sein.
Nachteile von Rost in Wasserleitungen
Auch wenn rostiges Wasser für unsere Gesundheit prinzipiell nicht schädlich ist, sollten Sie das Problem dennoch schnellstmöglich beseitigen. Denn es ist ein deutlicher Hinweis auf defekte Wasserleitungen oder Lötstellen und kann zahlreiche andere Nachteile mit sich ziehen, unter anderem:
- Rohrbrüche
- Freisetzen von Schwermetallen (z.B. Blei, Kupfer, Zink)
- Ansiedeln von Bakterien und Keimen, die Eisen für den Stoffwechsel benötigen
- rotbraune Flecken in frisch gewaschener Wäsche
- beschädigte und infolgedessen undichte Dichtungen
- verstopfte Siebe in Wasch- und Spülmaschinen
- verstopfte Rohre
Auch wenn Rost im Wasser per se nicht gesundheitlich bedenklich ist, so sollten Sie dies unbedingt abklären lassen, um die oben genannten Nebenwirkungen zu vermeiden.
Rost im Wasser: Was tun?
Wenn Wasserleitungen für längere Zeit nicht genutzt werden, kann unter Umständen Rost entstehen. Dies ist beispielsweise in leerstehenden Häusern bzw. Wohnungen der Fall oder wenn Wasserleitungen aufgrund von Bauarbeiten o.ä. zeitweise abgedreht wurden. Nach längerem Nichtbetrieb sollten Sie daher das Wasser für ein paar Minuten ablaufen lassen. So spülen Sie die Rostpartikel einfach heraus und können danach rostfreies Wasser genießen.
Wenn das Problem tiefer liegt und beschädigte Rohre der Grund sind, sollten im Idealfall die Wasserleitungen mit korrosionsbeständigen Materialien saniert werden. Eine weitere Option stellen chemische Mittel aus Phosphaten und Silikaten dar. Dazu wird ein Dosiergerät in der Leitung angebracht, das nach und nach die Substanzen abgibt. Diese bilden eine Schutzschicht in den Wasserleitungen und verhindern so die weitere Bildung von Rost.
Eine andere Alternative sind Trinkwasserfilter. Hochwertige Aktivkohle-Blockfilter oder Filter mit Quarzsand sind dazu in der Lage, Rostpartikel aus dem Leitungswasser zu filtern und stellen Ihnen sauberes Trinkwasser bereit. Der Vorteil von Wasserfiltern: Sie entfernen neben Rost auch noch Schwermetalle und andere unerwünschte Stoffe aus Ihrem Trinkwasser.
Rostiges Wasser in der Mietwohnung: Recht auf Mietminderung?
Prinzipiell ist der Haus- bzw. Wohnungseigentümer dazu verpflichtet, die Qualität des Trinkwassers zu überprüfen, wenn dieses einen nicht einwandfreien Zustand aufweist. Stellt sich dann heraus, dass das Leitungswasser irgendwelche Grenzwerte nicht einhält, so muss der Vermieter das Problem beseitigen. Die Kosten für eine Rohrsanierung muss er für gewöhnlich selbst zahlen.
Bis dieser Mangel behoben wird, können Mieter unter Umständen eine Mietminderung geltend machen. Recht auf Mietminderung besteht immer dann, wenn die Mietwohnung nicht dem im Vertrag vereinbarten Zustand entspricht bzw. deren Gebrauch oder die Wohntauglichkeit durch einen Mangel wesentlich eingeschränkt wird 5. Ob dies bei rostigem Wasser zutrifft, hängt vom Einzelfall ab.
Um eine Mietminderung zu erreichen, ist eine Mängelanzeige beim Vermieter notwendig. Die Minderung beläuft sich schlussendlich in der Regel auf 10-15 %. Wie hoch sie genau ausfällt und ob diese tatsächlich gewährt wird, ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich. Schlecht stehen die Chancen zum Beispiel, wenn das Problem nur nach längerer Stagnation auftritt und nach kurzem Ablaufen des Wassers wieder behoben ist.
Schluss mit braunem Wasser aus der Leitung!
Rost im Wasser ist per se für unsere Gesundheit nicht gefährlich, trinken wollen es die meisten aber trotzdem nicht. Das liegt vor allem an der unappetitlichen Verfärbung und dem ungewohnten Geschmack.
Obwohl Rostwasser toxikologisch unbedenklich ist, sollten Sie bei braunem Wasser aus der Leitung trotzdem handeln. Denn korrodierte Wasserrohre können zahlreiche weitere unerwünschte Folgen haben. In einem solchen Fall kommen Sie um die Sanierung der Leitungen vermutlich nicht herum. Liegt der Grund für das rostige Wasser woanders, verschafft ein Wasserfilter Abhilfe. Er reinigt das Trinkwasser im Handumdrehen, sodass Sie wieder sauberes Wasser genießen können.
Fragen und Antworten
Was passiert, wenn man eisenhaltiges Wasser trinkt?
In der Regel passiert nichts außergewöhnliches, wenn Sie eisenhaltiges Wasser zu sich nehmen. Denn trotz erhöhter Konzentration ist im Normalfall immer noch zu wenig Eisen im Wasser vorhanden, um für den menschlichen Körper gefährlich zu sein. Ein Teil des Spurenelementes wird von Ihrem Körper aufgenommen, überschüssiges Eisen wird einfach ausgeschieden.
Kann man rostiges Wasser filtern?
Ja, insbesondere hochwertige Aktivkohle-Blockfilter und Wasserfilter mit Quarzsand können dazu eingesetzt werden, Rostpartikel aus dem Trinkwasser zu filtern. Nach dem Filtervorgang sollte das Wasser wieder seine gewöhnliche Farbe und den ursprünglichen Geschmack haben.
Ist Rost im Wasser schädlich für Pflanzen?
Nein, rostiges Wasser ist für Pflanzen in der Regel genauso unbedenklich wie für Menschen.
Verwandte Artikel und Produkte
Quellenangaben
- Trinkwasserverordnung 2023
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasserqualitaet/toxikologie-des-trinkwassers
- https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/
- https://www.ugb.de/eisenmangel-eisenbedarf/eisenmangel-eisenpraeparate/
- https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__536.html