
RATGEBER WASSERQUALITÄT STÄDTE UND REGIONEN
Leitungswasserqualität in Berlin
Leitungswasser ist eine der wichtigsten Ressourcen für den täglichen Gebrauch und hat einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. In vielen Städten weltweit gibt es unterschiedliche Meinungen über die Qualität des Leitungswassers. Auch in Berlin, der Hauptstadt Deutschlands, fragen sich viele Bewohner und Besucher, ob das Wasser aus dem Hahn sicher zu trinken ist. In diesem Ratgeber werden wir die Qualität des Berliner Leitungswassers genauer unter die Lupe nehmen und aufzeigen, ob es bedenkenlos getrunken werden kann.
Bedeutung der Wasserqualität für die Gesundheit
Die Qualität des Wassers, das wir täglich konsumieren, ist von entscheidender Bedeutung für unsere Gesundheit. Verunreinigtes Wasser kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen, von Magen-Darm-Erkrankungen bis hin zu langfristigen chronischen Krankheiten.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Stoffe im Wasser enthalten sind und wie sicher das Leitungswasser tatsächlich ist. In diesem Zusammenhang spielt die regelmäßige Kontrolle und Aufbereitung des Wassers eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass es den strengen gesetzlichen Anforderungen entspricht und frei von gesundheitsschädlichen Stoffen ist.1
Herkunft und Gewinnung des Berliner Trinkwassers
Das Berliner Leitungswasser stammt fast ausschließlich aus Grundwasser, das im Berliner Urstromtal, einer eiszeitlich geformten Region, gefördert wird. Im Gegensatz zu anderen deutschen Regionen, die Flüsse oder Stauseen nutzen, setzt Berlin auf diese natürliche Quelle. Etwa 70 Prozent kommen direkt aus Grundwasserleitern, 30 Prozent aus Uferfiltrat von Gewässern wie Spree oder Tegeler See, das durch Kies und Sand gefiltert wird.2
Neun Wasserwerke der Berliner Wasserbetriebe (BWB), darunter Friedrichshagen, Tegel und Beelitzhof, fördern jährlich rund 210 Millionen Kubikmeter Wasser aus bis zu 170 Meter tiefen Brunnen. Besonders die Uferfiltration, etwa am Müggelsee, sorgt für eine hohe Wasserqualität vor der minimalen Aufbereitung. So versorgt Berlin seine 3,7 Millionen Einwohner zuverlässig tagtäglich mit Trinkwasser.

Wasseraufbereitung
Die Aufbereitung des Berliner Leitungswassers erfolgt in mehreren Schritten:
1. Vorfiltration und Belüftung
Zunächst wird das Rohwasser grob gefiltert und belüftet, um Eisen und Mangan auszufällen. Dieser Schritt hilft auch, organische Stoffe zu reduzieren und die biologische Stabilität des Wassers zu erhöhen.
2. Filtration durch Sandfilter
Das vorgeklärte Wasser wird durch Sandfilter geleitet, um restliche Schwebstoffe zu entfernen. Diese Filter bestehen aus verschiedenen Sandschichten, die als physikalische Barriere dienen.
3. Aktivkohlefiltration
In einigen Wasserwerken kommt auch Aktivkohlefiltration zum Einsatz, um Spuren organischer Verbindungen, Pestizide und andere Mikroschadstoffe zu entfernen. Die Aktivkohle bindet diese Stoffe an ihrer Oberfläche und sorgt für eine zusätzliche Reinigung des Wassers.
4. Desinfektion
Um die mikrobiologische Sicherheit zu gewährleisten, wird das Wasser abschließend desinfiziert. Dabei wird meist Chlor eingesetzt, um mögliche Krankheitserreger abzutöten. Das Chlor wird in sehr geringen Mengen dosiert, sodass es gesundheitlich unbedenklich ist.
Qualitätssicherung
Die Berliner Wasserbetriebe führen regelmäßig umfangreiche Tests durch, um die Qualität des Trinkwassers sicherzustellen. Dies umfasst tägliche Probenahmen und Analysen in den Wasserwerken sowie an verschiedenen Stellen des Verteilnetzes. Die Ergebnisse dieser Tests werden veröffentlicht und zeigen, dass das Berliner Leitungswasser grundsätzlich eine hohe Qualität aufweist und sicher konsumiert werden kann.
Inhaltsstoffe des Leitungswassers in Berlin
Das Berliner Leitungswasser enthält eine natürliche Mischung aus Mineralien, die typisch für Grundwasser ist. Dazu gehören Kalzium und Magnesium, die für die Härte des Wassers verantwortlich sind, sowie moderate Mengen an Natrium, Sulfat und Chlorid. Schadstoffe wie Nitrat liegen deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten, und Schwermetalle wie Blei sind im öffentlichen Netz kaum nachweisbar – können aber in alten Hausleitungen vorkommen.3
Inhaltsstoff | Angabe in mg/l (2023) | Grenzwert in mg/l laut TWV | Bemerkung |
---|---|---|---|
Hydrogencarbonat | 262 | - | Puffert Säuren, beeinflusst Härte |
Calcium | 116 | - | Verleiht Härte, wichtig für Knochen |
Magnesium | 11 | - | Unterstützt Muskel- und Nervenfunktion |
Kalium | 5 | - | Natürlicher Mineralstoff, essentiell |
Eisen | < 0,03 | 0,2 | Durch Aufbereitung stark reduziert |
Natrium | 37 | 200 | Natürlicher Bestandteil, geschmacksneutral |
Sulfat | 113 | 250 | Natürlich gelöst, beeinflusst Geschmack |
Chlorid | 57 | 250 | Kann in Spuren aus Desinfektion stammen |
Ist das Leitungswasser in Berlin trinkbar?
Gesetzliche Vorschriften und Grenzwerte
Das Berliner Leitungswasser unterliegt der deutschen Trinkwasserverordnung, die strenge Grenzwerte für zahlreiche Schadstoffe festlegt, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit zu gewährleisten.4
Diese Verordnung basiert auf den Richtlinien der Europäischen Union und wird regelmäßig aktualisiert, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen. Zu den kontrollierten Parametern gehören mikrobiologische, chemische und physikalische Eigenschaften des Wassers.5
Die Trinkwasserverordnung schreibt unter anderem Grenzwerte für Nitrate, Blei, Kupfer, Chlorid, Sulfat und verschiedene Pestizide vor. Diese Grenzwerte sind darauf ausgelegt, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und sicherzustellen, dass das Wasser keine schädlichen Konzentrationen dieser Stoffe enthält.
Die Einhaltung dieser Vorschriften wird durch regelmäßige Kontrollen und Tests durch die Wasserwerke und Gesundheitsämter sichergestellt.
Geschmack und Wasserhärte
Ein häufiges Thema in Berlin ist die Wasserhärte, die sich auf den Geschmack und die Nutzbarkeit des Wassers auswirkt.
Berliner Wasser wird mit 14°dH als hart eingestuft, was bedeutet, dass es hohe Konzentrationen an Calcium und Magnesium enthält. Diese Mineralien sind zwar nicht gesundheitsschädlich, können jedoch den Geschmack beeinflussen und zur Bildung von Kalkablagerungen in Haushaltsgeräten führen.
Ein weiterer Einflussfaktor auf den Geschmack ist Chlor, das zur Desinfektion des Wassers verwendet wird. Obwohl Chlor in den vorgeschriebenen Mengen nicht gesundheitsschädlich ist, empfinden manche Menschen den Geschmack als unangenehm.
Mögliche Verunreinigungen und gesundheitliche Auswirkungen
Während die Trinkwasserverordnung viele potenziell schädliche Stoffe reguliert, gibt es auch Substanzen, die nicht explizit kontrolliert werden. Dazu gehören beispielsweise Mikroplastik und einige pharmakologische Rückstände, die durch die herkömmlichen Aufbereitungsverfahren nicht vollständig entfernt werden können.6,7
Untersuchungen haben gezeigt, dass solche Verunreinigungen zwar meist in sehr geringen Konzentrationen vorkommen, jedoch langfristig gesundheitliche Risiken nicht vollständig ausgeschlossen werden können.
Ein weiteres Problem sind Verunreinigungen, die auf dem Weg vom Wasserwerk zum Verbraucher entstehen können. Alte Rohrleitungen, insbesondere in Gebäuden, die vor 1973 gebaut wurden, können Blei und andere Metalle ins Wasser abgeben. Auch wenn die Wasserwerke in Berlin Maßnahmen ergreifen, um solche Risiken zu minimieren, ist es ratsam, das Wasser nach längeren Standzeiten ablaufen zu lassen, um mögliche Belastungen zu reduzieren.
Aktuelle Fälle von Verunreinigungen des Trinkwassers in Berlin und Umgebung
- 28.11.2024 -Legionellen in den Leitungen
In mehreren Häusern des Immo-Konzerns Heimstaden wurden gefährliche Bakterien im Trinkwasser gefunden - 26.11.2024 - Legionellen in Berliner Hochhaussiedlung
Seit Jahren hat die Hochhaussiedlung in der Angerburger Allee in Charlottenburg Legionellen. Adler Group muss dauerhaft Mieten mindern. - 22.04.2024 - PFAS im Trinkwasser in Berlin
Insgesamt haben wir an zehn Orten Leitungswasserproben entnommen. In neun der zehn Orte enthält das Leitungswasser PFAS - 03.03.2024 - "Ewigkeitschemie“ im Trinkwasser: Berlin und Köln ringen um Einhaltung der Grenzwerte
Ab 2028 gilt für häufig verwendete, aber auch gesundheitsschädliche PFAS-Chemikalien ein Grenzwert. Ein Citizen-Science-Projekt zeigt nun: Noch liegen viele Regionen im grünen Bereich. Bis auf zwei. - 12.07.2024 - Gadolinium-Anstieg (MRT-Kontrastmitteln) um das 30-fache im Berliner Trinkwasser
Die Studie zeigt, dass die Konzentration von anthropogenem Gadolinium im Berliner Leitungswasser von 2009 bis 2021 durchschnittlich um das 30-fache angestiegen sind.
Diese Fälle sind Ausnahmen, aber sie zeigen, dass die Qualität vom Hausanschluss ab vom Zustand deiner Leitungen abhängt. Bei Unsicherheit kannst du einen Wasserfilter nutzen.
Maßnamen zur Verbesserung der Leitungswassers in Berlin
Verwendung eines Wasserfilters
Die Verwendung von Wasserfiltern bietet zahlreiche Vorteile. Neben der Verbesserung des Geschmacks kann die Filterung gesundheitliche Vorteile bieten, indem sie potenziell schädliche Substanzen wie Blei, Chlor, Pestizide und Mikroplastik aus dem Wasser entfernt. Dies kann besonders wichtig sein für Haushalte mit kleinen Kindern, älteren Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem.Ein hochwertiger Wasserfilter kann zudem dazu beitragen, die Belastung durch Kalk zu reduzieren, was nicht nur den Geschmack verbessert, sondern auch die Lebensdauer von Haushaltsgeräten wie Kaffeemaschinen und Wasserkochern verlängert. Weitere Informationen zu den Vorteilen und den Produkten finden Sie auf der Website von Alb Filter.
Tipps zur Verbesserung des Geschmacks
Neben der Verwendung von Filtern gibt es weitere Möglichkeiten, den Geschmack des Leitungswassers zu verbessern:
Wasser kühlen:
Kaltes Wasser schmeckt oft frischer und kann unangenehme Aromen überdecken.
Zitronenscheiben hinzufügen:
Ein paar Scheiben Zitrone im Wasser können den Geschmack erheblich verbessern.
Wasser durchlüften:
Es empfiehlt sich, das Wasser einige Minuten an der Luft stehen zu lassen, damit sich flüchtige Verbindungen wie Chlor verflüchtigen können.
Durch diese Maßnahmen kann die Qualität und der Geschmack des Leitungswassers in Berlin erheblich verbessert werden, wodurch es nicht nur sicher, sondern auch angenehm zu trinken ist. Weitere Informationen zur Wasserqualität in Berlin finden Sie auf der Website der Berliner Wasserbetriebe und im Trinkwasserbericht des Bundesministeriums für Gesundheit.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Leitungswasser in Berlin sicher und trinkbar ist. Es wird strengen gesetzlichen Vorschriften und regelmäßigen Kontrollen unterzogen, um eine hohe Qualität zu gewährleisten. Die Wasseraufbereitung in Berlin sorgt dafür, dass das Wasser frei von gesundheitsschädlichen Stoffen ist und die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten werden.
Trotz dieser hohen Standards gibt es jedoch einige Faktoren, die die Qualität des Leitungswassers beeinträchtigen können. Eine mögliche Quelle der Verunreinigung ist das Leitungssystem selbst. Alte oder schlecht gewartete Rohrleitungen können Schadstoffe wie Blei, Kupfer oder Eisen in das Wasser abgeben. Dies ist besonders in älteren Gebäuden ein Problem, wo die Rohrleitungen möglicherweise nicht den aktuellen Standards entsprechen.
Darüber hinaus gibt es nicht kontrollierte Inhaltsstoffe im Leitungswasser, die durch das öffentliche System nicht vollständig entfernt werden können. Dies umfasst Mikroplastik, Nitrate und andere chemische Rückstände aus landwirtschaftlichen oder industriellen Aktivitäten. Diese Stoffe sind zwar in der Regel in geringen Mengen vorhanden und stellen keine akute Gesundheitsgefahr dar, können jedoch langfristig Bedenken hervorrufen.
Um die Qualität des Leitungswassers weiter zu verbessern, können Wasserfilter eingesetzt werden. Diese können Verunreinigungen wie Chlor, Schwermetalle und Mikroplastik effektiv entfernen und so sowohl den Geschmack als auch die Sicherheit des Wassers erhöhen. Zudem ist es ratsam, das Wasser regelmäßig laufen zu lassen, bevor man es trinkt, insbesondere wenn es längere Zeit in den Rohren gestanden hat.
FAQs - Trinkwasserqualität in Berlin
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Quellen
- Umweltbundesamt
Trinkwasserqualität in Deutschland - Berliner Wasserbetriebe
Wasserkreislauf - Berliner Wasserbetriebe
Ihnaltstoffe - Trinkwasserverordnung - TrinkwV
Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch - EU-Trinkwasserrichtlinie
Europäische Union - EUR-Lex: Richtlinie 98/83/EG - Europäische Union
World Health Organization (WHO): "Microplastics in drinking water" - Umweltbundesamt
Arzneimittelrückstände in der Umwelt